Als Wood-and-Canvas Canoes werden Kanus bezeichnet, die aus Holzspanten und Planken gebaut werden. (Wood) Um die Boote abzudichten wird eine Bespannung aus Segeltuch vorgenommen. (Canvas) Die Bespannung wird mit einem Filler, zu vergleichen mit flüssigem Fensterkitt, imprägniert.
Diese Art von Booten ersetzten gegen Ende des 19. Jahrhundert die indianischen Birkenrindenkanus.

In diesem Blog wird über Fahrten mit Wood Canvas Canvas berichtet, aber nicht ausschließlich. Teilweise finden sich auch Themen zu Reparaturarbeiten, aber auch Berichte über Fahrten mit Kanus im Allgemeinen. Im Blog-Achiv kann zurück geblättert werden. In den Themen kann nach Labels sortiert werden. Der Rest sollte sich eigentlich selbst erklären.

Ich schreibe hier mittlerweile nur noch sporadisch, bzw. ich verlinke meist zu meinem Blog auf wood-and-canvas.de

Geschichtsbuch

Die Geschichte der Wood and Canvas Canoes

Als perfektes Fahrzeug für die lautlose Jagd entwickelten die Waldlandindianer Nordamerikas das Birkenrindenkanu.
Als sich weiße Pelzjäger in die unwegsame Wildnis des amerikanischen Nordostens aufmachten, nutzten sie dasselbe Fahrzeug, um große Lasten sicher zu transportieren. Hindernisse stellten nicht nur die unzähligen Stromschnellen dar. Um von einem Seensystem zum anderen zu gelangen, mußte das Kanu manchmal sogar durch Wälder gezogen werden.
Sicherheit – Ladefähigkeit – Verläßlichkeit, diese Eigenschaften schätzen Paddler auch heute.

Ursprünglich wurde das Kanu von außen nach innen gebaut. Mit Hilfe eines Rahmens, der der späteren Bootsform entsprach spannte man ein breites Stück Birkenrinde auf. Danach wurden die Querhölzer, Planken und die gebogenen Spanten auf der Innenseite der Rinde angebracht. Die Rinde wurde mit dünnen Wurzelsträngen vernäht und die Nähte wurden mit Harz abgedichtet. Für ein Boot mußte jedoch eine Birke gefunden werden, deren Stamm einen Durchmesser von mindestens 70 cm hatte und die bis in eine Höhe von 6 Meter astfrei und ohne sonstige Schäden war.
Im Laufe der Zeit wurde es jedoch immer schwieriger, geeignete Birken zu finden. Gleichzeitig stieg der Bedarf an Kanus als Transportmitteln; Weiße drangen immer weiter in die Seengebiete im Nordosten Amerikas vor um zu jagen, zu handeln oder das Land zu vermessen.
Da die Ressourcen schwanden, war es nur eine Frage der Zeit, bis neue Bauweisen und andere Materialien genutzt wurden.

In New York und Pennsylvania, aber auch in Ontario/Kanada begannen Handwerker ab etwa 1860 damit, Leistenkanus oder Kanus in Klinkerbauweise zu entwickeln. Dabei wurden Techniken verwendet, die aus Europa übernommen wurden. Viele dieser Kanus fuhren mit einer Beseglung. Diese Fahrzeuge blieben aufgrund des Preises allerdings dem Bürgertum vorbehalten. 1880 gründete sich die American Canoe Association, in der sich die etablierte Kanu-Elite v.a. New Yorks zusammentat.

In Maine und im Südosten Kanadas entwickelten weiße Bootsbauer zum Ende des 19. Jahrhunderts eine andere Methode: Über einer Skelettform wurde hier von den Spanten ausgehend mit Holz beplankt. Das Kanu wurde danach aber mit einer Leinwand bespannt, die man anschließend imprägnierte. Bevorzugtes Baumaterial war Zedernholz.

Diese Art Kanadier nannte man Wood-and-Canvas Canoe. Anders als in New York erkannten die Kanubauer hier die Notwendigkeit, einfache, robuste und funktionstüchtige Boote für den täglichen Gebrauch herzustellen. Ab diesem Zeitpunkt wurden immer weniger Kanus aus Birkenrinde gebaut.

Die etablierte Kanugemeinschaft wurde recht spät auf diese Neuentwicklung aufmerksam und tat sich schwer, dieser Bauweise Vertrauen zu schenken. Lange noch wurden Wood-and-Canvas Canoes als „rag canoes“, also Lumpenkanus, belächelt. Die Nachfrage nach Wood-and-Canvas Canos jedoch wurde immer größer. Sehr schnell gab es mehr und mehr Kanubauer, die diese Boote in größeren Stückzahlen bauten. Im Jahr 1901 gründete sich die Old Town Canoe Company, einige Jahre später entstand die kanadische Gesellschaft Chestnut Canoe. Das waren in den folgenden Jahrzehnten die bedeutendsten Hersteller von Holzkanus.

Der Höhepunkt der Kanuära war ca. 1920 erreicht, als in Amerika Kanuclubs so populär waren wie heute Golf- oder Tennisclubs. Während des 2. Weltkrieges wurden die Baumaterialien knapp, es wurde immer schwieriger, gute Holzboote zu fertigen. In dieser Zeit entwickelten Flugzeughersteller praktikable Aluminiunkanus, die in großen Stückzahlen hergestellt werden konnten. Sie wahren leicht und billig. In den fünfziger Jahren begann Old Town Canoe mit Fiberglas zu experimentieren und beendete etwa 20 Jahre später mit ihren Plastikbooten die Vormachtstellung der Aluminiumkanus. Materialien wie Polyethylen, Fiberglas oder Kevlar sind inzwischen am bekanntesten.

In Europa gelten heute v.a. die Leistenkanadier als „traditionelle Holzkanadier“. Leistenkanadier werden auch in Deutschland vereinzelt hergestellt. Wood-and-Canvas Canoes haben jedoch bei uns an Bedeutung verloren und sind sehr selten zu finden. Liebhaber besorgen sie sich aus den USA, wo diese Bauweise noch recht verbreitet ist. In Schweden und Großbritanien gibt es vereinzelte Wood/Canvas-Kanubauer. Sie benutzen einheimische Hölzer wie Ulme, Esche und Fichte.
Im Jahre 1979 gründete sich den USA The Wooden Canoe Heritage Association. In diesem Verein sind inzwischen etwa 3000 Mitglieder weltweit organisiert, die an der Weiterführung der Tradition der Holzkanus interessiert sind. Alljährlich steigt die Zahl der Mitglieder, nicht nur aus den USA und Kanada.

Auswahlliteratur
Adney, Edwin Tappan & Chapelle, Howard. 1983. The Bark Canoes and Skin Boats of North America. Smithsonian Institution Press.
Stelmok, Jerry. 1980. Building the Maine Guide Canoe. The Lyon Press.
Stelmok, Jerry & Thurlow, Rollin. 1987. The Wood and Canvas Canoe. Old Bridge Press.


Traditionelle Paddel

Die von den Indianern in Nordamerika entwickelten Paddeltypen können durchaus als die Vorfahren heutiger Paddelformen bezeichnen werden. Allerdings gilt nur noch das beliebte Beavertail-Paddel als der traditionelle Paddeltyp. Das ist etwas verwunderlich, da in Nordamerika in unterschiedlichen Gebieten sehr viele verschiedene Paddel entwickelt wurden. Die Erklärung ist wohl, dass diese Paddelform in einer Gegend verbreitet war, in der sich später die großen Kanumanufakturen Old Town und Chestnut ansiedelten. Neben den guten Eigenschaften des Paddels wurde es wahrscheinlich auch deshalb so bekannt, weil Old Town und Chestnut beim Kauf eines Kanadiers lange Zeit auch zwei Beavertail-Paddel mitlieferten.


Was Formen, Materialien und Größen von Paddeln angeht, gibt es inzwischen ein großes Angebot. Die nordamerikanischen Ureinwohner nutzten das ihnen zur Verfügung stehende Material. Die wichtigsten Eigenschaften waren Gewicht, Stärke, Flexibilität und Haltbarkeit. Esche, Ahorn und Fichte sind noch heute aufgrund ihrer Eigenschaften die beliebtesten Holzsorten für Paddel. Aber auch Walnuss und Kirsche sollen hier genannt sein. Unbestritten ist, dass sich Holzpaddel nicht nur wegen des hohen ästhetischen Wertes noch immer großer Beliebtheit erfreuen.

Der Vorteil der Paddel, welche die Indianer benutzten, wurden später auch von den weißen Entdeckern erkannt. Die so genannten Voyageurs, die sich in dem oft unwegsamen Gelände Nordamerikas auf den unzähligen Flüssen vorwärts bewegten, legten am Tage sehr große Strecken zurück. Ihre Paddel waren schmal geformt, um bessere Kontrolle zu haben. Da der geringste Widerstand entlang der Schaftachse auftritt, bewegten sie sich damit sehr kraftsparend über lange Strecken vorwärts. Die Paddelblätter waren sehr lang, um sicher im tiefen Wasser paddeln zu können und die Griffe ließen verschiedene Variationen beim Greifen zu. Oft waren sie insgesamt sehr lang und ermöglichten stehendes Paddeln, um sich so einen Überblick verschaffen zu können. Lediglich im Wildwasser wurden Paddel mit breitem Blatt benutzt. Hier ist der Zusammenhang zwischen Form und Anwendung des Paddels sehr deutlich zu erkennen. Es war kein Zufall, dass sich dieser Paddeltyp über einen langen Zeitraum durchgesetzt hat.
Auch in Südamerika entwickelten sich verschiedene Paddeltypen. Diese waren recht verschieden und hatten oft ein kurzes und sehr rundes Blatt. Interessant dabei war, daß sich verschiedene Indianerstämme am Geräusch des eintauchenden Paddels im Wasser erkennen konnten. Dieses Geräusch war durch die vielfältigen Formen immer etwas unterschiedlich.
Kanadier, die auf dem Ozean fuhren, wurden mit sehr schlanken Paddeln angetrieben. Sie waren damit kaum anfällig gegen Wind. Diesen Vorteil erkannten übrigens auch die Inuit im kalten Norden, die extrem schlanke Doppelpaddel für ihre Kajaks verwendeten und damit kraftsparend und auf der Jagd außerdem fast lautlos durch das Wasser gleiten konnten.

Auch verschiedene Griffe boten oft interessante Details. So hatten Paddel im Pazifikraum sehr harte und runde Griffe, welche unzweifelhaft als Waffen genutzt wurden.

Das richtige Paddel

Die Anforderungen sind für Wildwasserpaddeln, Wanderpaddeln oder für Kanuballett (“Freestyle”) relativ verschieden. Schmale Blätter ermöglichen ein kraftsparendes Vorwärtskommen und sind somit für lange Strecken geeignet. Beim ersten Gebrauch kann sich der Paddler anfangs zwar etwas verloren fühlen, lernt jedoch die Vorzüge dieses Paddeltyps mit der Zeit zu schätzen. Breite Blätter eignen sich im schnellen und flachen Wasser. Im ruhigen Wasser bewegt man sich damit zwar schneller vorwärts, der Kraftaufwand fordert jedoch seinen Tribut. Ein Beavertail-Paddel gilt als guter Kompromiß für verschiedene Bedingungen. Gebogene Paddel (“Bent Shaft-Paddel”) eignen sich gut für Solo- oder Rennpaddler. Sie ermöglichen ein schnelles und gerades Vorwärtskommen. Durch den gebogenen Schaft steht das Blatt bei jedem Schlag nahezu senkrecht im Wasser und man hat dadurch eine kraftvolle und effektive Wirkung. Andererseits beeinträchtigt die Biegung das kreative Paddeln. Im Gegensatz zum geraden Paddel kann man hier beim Steuern nur die Seite des Blattes nutzen, mit der effektiv Kraft ausgeübt wird. Das wirkt sich beispielsweise beim Kanuballett nachteilig aus.




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